Vor einiger Zeit schrieb ein lieber Kollege einen Beitrag über die neue Konstellation von Mann und Frau. Er äußerte seine Bedenken darüber, dass Frauen in meist spirituellen/esoterischen Kreisen als göttliche Zauerwesen angesehen werden, in deren Schoß das Glück der Welt ruht und dass Männer sich gefälligst anstrengen sollten, um diesem starken Geschlecht zu dienen. Er weigert sich, Frauen auf ein Podest zu stellen.
Ich schaute beim Lesen des Beitrages auf mich. Halte ich mich für eine Göttin? Wie wünsche ich mir einen Mann; den Mann an meiner Seite.
Dass aus dem Schoß von uns Frauen neues Leben geboren wird, sehe ich nicht als Anlass, uns zu vergöttern. Dadurch sind wir keineswegs besser als die Männer. Das ist schließlich immer noch eine Frage der Biologie. Im Übrigen benötigte ich tatsächlich das Zutun eines Mannes, um zwei Kindern das Leben zu schenken.
Ich wünsche mir von einem Mann nichts weiter, als dass er sich seines Mann-Seins bewusst ist, denn nur so wird er weder zu mir auf- noch auf mich herabblicken müssen. Wenn er sich für mich anstrengen oder anpassen muss, passt es im Grunde genommen von vornherein nicht.
Ich wünsche mir von dem Mann an meiner Seite nur, dass er mich als Frau sieht. Mehr nicht. Wenn er dazu in der Lage ist, kann ich mich nämlich auch frei in meinem Frau-Sein austoben. Dann muss ich nicht ständig das starke Geschlecht mimen, sondern darf auch albern, traurig, sensibel, emotional, sowie auch weich, zärtlich und verträumt sein, ohne mich ständig für irgendetwas davon rechtfertigen zu müssen. Nur so ein Mann wird meine Fähigkeiten schätzen und meine Unfähigkeiten liebevoll ausgleichen können. Denn, Emanzipation hin oder her, ich gestehe, dass es Dinge gibt, die ich einfach nicht kann. Dieser Mann wird zu mir halten, ohne mich festzuhalten. Nur mit so einem Mann werde ich Intimität erfahren, welche nicht im Bett endet, sondern so viel tiefer geht, dass alte Wunden gepackt und vergilbte Muster aufgelöst werden. Auf beiden Seiten. Seine Ohren werden mich hören, selbst, wenn ich nicht reden kann, und seine Augen mehr in mir sehen, als nur meinen Körper. Er wird meinem Frau-Sein annehmend gegenübertreten, so wie ich seinem Mann-Sein.
Wie aber könnte er all das, wenn er vor einem Podest, auf dem ich mich göttlich fühlend herumlümmel, am Boden kriecht? Wie soll er mich oder ich ihn begleiten, wenn wir uns auf unterschiedlichen Ebenen bewegen? Ich müsste mich krümmen und klein machen, um bei ihm zu sein, wenn er nicht in der Lage ist, sich selbstständig gerade vor mich zu stellen. Denn das ist der einzige Weg, sich offen und frei in Wertschätzung und Liebe zu begegnen. Sich voreinander stellen und gegenseitig annehmen, als das, was wir sind. Mann und Frau. Keiner besser oder schlechter, lediglich anders.
Herrlich anders übrigens, wenn wir uns gegenseitig auf gleicher Höhe in die Augen blicken und über unser Anderssein auch noch lächeln können. Das nenne ich dann Begegnung aus und in Freude.