Vom Loslassen

Ja, ich hatte eine wunderbare Begegnung… sie war geballt, intensiv, voller Feuer, mit wahnsinnigem Spaß und ganz viel Herz. Und ja, es kam auch der Cut, dessen Gründe ich nicht kenne, plötzlich, unerwartet und der mich weinen und erstarren ließ.

Und nun erscheint ihr ungefragt auf der Leinwand… ihr „Ratgeber“ und „Beziehungsexperten“. Es ist so großartig, euch zuzuhören! Ich solle loslassen, ich könne das ja wohl schnell vergessen, denn es war ja nur eine so kurze Zeit und der allerbeste Tipp… ich solle doch einfach einen Anderen suchen, es gäbe schließlich genug von „solchen Typen“. Ich bin begeistert von denen, die mir so wunderbar mit ihren Ratschlägen helfen wollen, ohne dass sie auch nur eine Sekunde während dieser Begegnung dabeigewesen sind.

Aber wisst ihr was? Ihr bringt mich nur zum Schmunzeln, denn ihr habt nichts verstanden! Nichts vom Leben, nichts von dem Feuer innendrin. Und ich bin schon groß und brauche solche Hilfe nicht.

Na klar kann man wütend und voller Hass Fotos und Nachrichen vernichten, Telefonnummern löschen, den Anderen in sozialen Netzwerken blockieren und in den Dreck ziehen. Kein Ding, ist ja schnell gemacht. Aber kann man Lebenszeit löschen? Kann man einfach eine Zeit aus seinem Leben streichen, egal wie kurz oder lang sie gedauert hat? Dazu auch noch eine Zeit, die wie ein Feuerwerk voller Farben und mit lautem Knall täglich die Gefühle explodieren ließ? Nichts davon kann man! Und nichts davon will ich! Es bleibt alles schön da, wo es hingehört…in meinem Herzen und ich will nichts davon loslassen, denn auch noch meinen Enkelkindern will ich davon erzählen und ihnen von dieser wahnsinnig tollen Begegnung Fotos zeigen können.

Natürlich kann ich keine Hand halten, die meine loslässt und ich laufe niemandem hinterher, der mir nicht ein kleines Stück entgegen kommt, aber dazu muss ich nicht ganz schnell „den Nächsten suchen“. Wie krass, wenn ihr das könnt… einfach jemand anderen ruck zuck in euer Herz holen.

Aber vielleicht ist es gar nicht euer Herz, was sofort jemand neuen möchte. Es ist eure Angst vor dem Alleinsein, wenn euch niemand mehr braucht, aber auch, weil ihr jemanden braucht und euer Wunsch nach Bestätigung, weil ihr euch nach der letzten Geschichte schlecht und nicht mehr gut genug fühlt. Das tut mir sehr leid für euch. Aber projiziert eure Vorstellungen von Glück und Liebe bitte nicht auf mich!

Wisst ihr was, ihr „Loslassen-Experten“? Es gehört nun mal dazu, eine Weile traurig zu sein. Es gehört auch dazu, nachts Musik zu hören, die einen erinnert und dabei zu weinen. Aber hey, ich lebe noch und das ziemlich gerne. Deshalb sehe und fühle ich auch immer mit ganzem Herzen. Und ich wünsche euch ein wenig von dieser Dankbarkeit, Freude, Liebe, diesem Brennen, damit ihr nicht nach jedem Cut wütend und voller Hass einen Ersatz suchen müsst, sondern euch gerne erinnert und nichts von so einer großartigen Zeit, solltet ihr sie doch wirklich mal erleben dürfen, loslassen und verdrängen müsst.

Danke an jene, die still neben mir sitzen, mich mit schlauen Tipps verschonen und einfach nur leise sagen: „Ich verstehe dich.“

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