Die ständige Selbstbefriedigung

Na, woran denkst du bei dieser Überschrift, was fällt dir dazu ein? Ich vermute, du wirst an Sex denken, Sex, den du, genau wie so viele andere Männer und Frauen, mit dir alleine hast und den in den seltensten Fällen irgendwer zugibt. Es passiert ungesehen und unkommentiert. Warum redet eigentlich niemand darüber? Ist es unanständig, verdorben und egoistisch, sich selbst etwas Gutes zu tun?

Wie wäre es für dich, wenn ich dir sage, dass wir uns doch alle ständig selbst befriedigen? Und das dort draußen in aller Öffentlichkeit.

Ist es nicht Selbstbefriedigung, wenn ich mir gutes Essen kaufen gehe? Ist es nicht Selbstbefriedigung, wenn ich mir einen tollen Kinoabend oder ein neues Kleid gönne?

Und ist es nicht sogar auch Selbstbefriedigung, wenn ich anderen etwas Gutes tue?

Als ich mich entschied, dem kleinen Jungen im Supermarkt an der Kasse seine Tüte Chips und die Cola zu bezahlen, weil er sein Taschengeld nicht fand, streichelte ich mit dieser guten Tat schon ein wenig mein Ego. Es tat mir gut, dem kleinen Kerl geholfen zu haben. Selbstbefriedigung?

Immer wenn ich dem älteren Straßenmusiker mit seiner Klarinette auf unserer Schlossbrücke für sein schönes Spiel einen Euro in den Koffer werfe, fühle ich mich gut. Auch, weil ich schon vorher weiß, dass er mir mit seinen strahlend blauen Augen dafür wieder verwegen zuzwinkern und “Madame, ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Tag.” zuhauchen wird. Befriedige ich meinen Wunsch nach einem Moment Zuneigung und Aufmerksamkeit mit meinem Euro nicht ebenfalls selbst?

Wenn ich zum Feierabend zufrieden das Büro verlasse, mich großartig fühle, weil ich meinen Job gerne mache und Spaß daran habe, habe ich mich dann nicht auch durch meine Arbeit selbst befriedigt?

Man könnte diese Beispiele noch weiter fortsetzen.

Also erzähle mir nicht mehr, dass Selbstbefriedigung ungehörig und schlecht ist und man darüber Stillschweigen bewahren sollte. Es steckt das Wort “Frieden” darin. Und sich Zufriedenheit selber zaubern zu können, durch das eigene Handeln und es nicht vom Tun anderer abhängig zu machen, ist doch eine starke Leistung.

Auch das Wort Egoismus wirkt nun nicht mehr so asozial und nur auf Eigennutz reduziert. Selbstbefriedigung ist nun mal Egoismus. Aber wir können damit auf jeden Fall auch anderen Gutes tun, wie oben beschrieben.

Und nun geh da raus und grinse über die Blicke der anderen, wenn du sie einfach mal fragst, ob sie sich heute schon selbst befriedigt haben…

… So oder so

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