Viel zu oft

Wie oft ignorieren wir eigentlich dieses, unser Leben? Wie oft funktionieren wir, ohne wirklich zu (re)agieren und meinen, das Leben hat eben nichts Besseres für uns vorgesehen?

Wie oft versäumst du es zum Beispiel morgens beim Verlassen des Hauses, nur ein paar Sekunden die Morgenluft einzuatmen, den Himmel anzuschauen oder den Baum vor der Tür zu bewundern, wie er sich ständig mit den Jahreszeiten verändert, weil du schnell zur Arbeit musst?

Wie oft hast du dir gewünscht und davon geträumt anders dein Geld zu verdienen? Und wie oft hast du Möglichkeiten gehabt, sie aber zu lange durchdacht und dann doch wieder verworfen?

Wie oft läuft jeden Tag die gleiche Routine in deinem Alltag ab, nur weil du glaubst, du hättest keine Zeit für Abwechslung?

Wie oft warst du still, obwohl du doch so viel zu sagen hattest, nur weil du dachest, niemand hört dir zu?

Wie oft hast du dich nicht getraut, deinen Lieblingssong laut aufzudrehen, komplett falsch mitzusingen und dabei ungelenk durch die Wohnung zu tanzen, nur weil du nicht albern wirken wolltest?

Wie oft hast du zu lange gezögert, jemanden zu umarmen, um ihm ohne Worte zu zeigen, dass du ihn magst, aus Angst vor Ablehnung?

Wie oft bist du jemandem begegnet, der dein Leben auf den Kopf gestellt hat, der dir sein Herz vor die Füße gelegt hat? Und wie oft hast du so einen Menschen wieder gehen lassen, weil du Angst vor dieser Liebe hattest, du sie nicht verstehen konntest und sie alles verändert hätte?

Wie oft hast du ein „Ich hab dich lieb.“ nicht ausgesprochen, aus gekränkter Eitelkeit und falschem Stolz?

Wie oft hast du Tränen unterdrückt, weil du dich für sie geschämt hast?

Wie oft hast du nicht gelacht, nur weil du anderen zu laut warst?

Wie oft hast du alles für dein Leben so perfekt geplant und es kam doch anders?

Viel zu oft!

Und was tust du? Du jammerst, dass dieses Leben für dich eben nicht den Erfolg, das Glück, den Spaß, die Liebe und große Emotionen bereitgestellt hat.

Falsch!

Okay, das Leben läuft auch ohne unser Zutun, jeden Tag. Aber sehen wir eigentlich immer die kleinen Geschenke und Überraschungen, die es uns, manchmal merkwürdig verpackt, auf unseren Weg legt, während wir noch im Selbstmitleid baden?

Sind nicht wir es, die achtlos daran vorbeiziehen, weil wir nicht bereit sind unsere, ach so bequeme, Komfortzone zu verlassen? Weil wir glauben, keine Zeit für schöne Momente zu haben und blind durch den Alltag hetzen? Weil wir uns in unserer Routine sicher fühlen und Angst vor Veränderungen haben? Weil wir anderen ständig gefallen und ihre Erwartungen an uns nicht enttäuschen wollen? Weil wir nicht aus der Masse herausstechen und auffallen möchten? Weil wir für unser Fühlen nicht verletzt worden wollen? Weil uns niemand für unsere Spontanität als Spinner bezeichnen soll? Weil wir nicht mehr bereit sind, uns für etwas zu bewegen, was uns wichtig ist?

Was haben wir denn zu verlieren, wenn wir alles, was uns ausmacht, einfach ausleben? Nichts, außer uns selbst, uns als einzigartigen und wunderbaren Menschen mit all unseren Wahrnehmungen, Emotionen, unserer Lust auf Spaß, Leben und Liebe.

Es ist nicht das Leben, dass uns vergessen hat. Wir sind es, die unfähig sind, die winzigen Geschenke dieses Lebens zu sehen, zu halten und zu behüten, während wir ausschließlich auf Großes warten. Denn viel zu oft stellen wir unseren Kopf, unsere Gedanken sowie unseren stets quatschenden Verstand, über unser Herz.

Also, gib nicht dem Leben an unerfüllten Wünschen, Träumen, Partnerschaften und unausgelebten Gefühlen die Schuld, denn es ist großartig.

Geh da raus mit offenen Augen und offenem Herzen. Sieh immer ganz genau hin und dann trau dich, lebe diese Wünsche und Träume, deine Liebe und endlich dein Leben.

Denn das ist das Einzige, was du irgenwann verlierst!

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