Verplante Träume und geträumte Pläne?

Du kennst das. Mit irgendjemandem sprichst du über das, was du dir wünschst, was du unbedingt in deinem Leben noch sehen, erleben oder erreichen möchtest. Du erzählst jemandem deine Träume. Und dann passiert es. Du wirst belächelt, erntest Kopfschütteln, es wird abgewunken oder im schlimmsten Fall wird auf dich eingeredet, dass du das vergessen sollst, es wären nur Hingespinste. Ich sage dir, lass denjenigen reden. Er kann dich nicht verstehen, weil er Träume und Pläne verwechselt.

Ein Plan ist an einen festen Ablauf gebunden. Es ist eine To-Do-Liste. Punkt für Punkt wird abgearbeitet, um das Ziel zu erreichen. Und Pläne beinhalten immer ein bestimmtes Zeitfenster. Aber sei ehrlich. Wie oft hast du in deinem Leben alles haarklein durchgeplant und es kam trotzdem anders? Wie oft sind deine Pläne genauso aufgegangen, wie du sie erstellt und konzipiert hast? Ist es nicht so, dass das Leben dir ziemlich oft einen Strich durch die Rechnung gemacht hat? Bei mir jedenfalls war es so. Ich hatte Vorstellungen und Pläne, wie alles zu laufen hat… Meine berufliche Laufbahn, meine Partnerschaften, meine Kinder, mein Bankkonto. Nichts davon ist letztendlich so passiert, wie ich es wollte, schon gar nicht in dem geplanten Zeitraum.

Pläne aufzusetzen bedeutet, wir können alles kontrollieren. Aber das können wir nicht. Das merken wir dann, wenn unsere Pläne von Ereignissen, Situationen, Begegnungen oder auch von Krankheit und Verlust durchkreuzt werden, wenn wir trotz unseres Konzepts nicht in einem vorgegebenen Zeitrahmen ein bestimmtes Ziel erreichen. Und dann werden wir meist zu verbitterten Kämpfern. Wir wollen es allen zeigen und erstellen eben neue Pläne. Das Spiel beginnt dann von vorne, immer und immer wieder. Und bei all dem Kampf um das Erreichen dieses Ziels vergessen wir das wahre Leben, die Freude, den Spaß, vielleicht sogar die Menschen und die Liebe. Wir verlernen die Neugier, die Spontanität und die Freude sowie das Sehen von Überraschungen und Geschenken, die das Leben uns auf unseren Weg legt. Wir starren geradeaus und weichen nicht mehr vom Plan ab. Wir leben für Termine und die selbstgesetzten Ziele.

Träume dagegen sind zeitlos. Wir wissen nicht, wann und ob sie sich jemals erfüllen werden. Es gibt keinen genauen Plan von dem Weg dorthin. Träume werden einfach geträumt und sie sind wunderschön und groß. Lebe deinen Traum? Nein, der Traum lebt dich. Träume zu haben bedeutet, Zufriedenheit mit dem, was da ist, wahnsinnige Neugier auf das, was noch alles kommen mag und offene Augen für alles, was das Leben dir zeigt. Um Träume müssen wir nicht kämpfen. Träume sind nicht an Ereignisse und Gegebenheiten gebunden. Sie sind einfach da, flexibel, unbeschwert und der Weg dorthin ist in alle Richtungen offen. Die Leichtigkeit von Träumen lässt uns durch das Leben tanzen, nicht immer stur nach Plan, sondern kreuz und quer über die gesamte Tanzfläche. Aber dadurch bleiben wir offen und vor allem sehend für die vielen kleinen und großen Chancen, die uns unserem Traum näher bringen können. Manchmal ganz anders als wir es uns zuvor erträumt haben.

Schau jemanden an, dessen Pläne immer wieder scheitern. Dieser Mensch wird verbittert, griesgrämig, chronisch unzufrieden und engstirnig sein. Er wird dir keine Freude gönnen, da er selber keine mehr hat. Er wird auch deine Träume kaputt reden, für Unfug erklären, nur weil er seine eigenen verplante.

Aber dann schau jemanden an, der noch träumt. Seine Augen strahlen, wenn er dir von seinem Traum erzählt. Seine Worte darüber werden Bilder in leuchtenden Farben zaubern und sein Lächeln und seine Lebensfreude werden dich begeistern, vielleicht sogar so sehr, dass du ungewollt mitträumst. Und das ist das Wunderbarste, was auch dir selber passieren kann…

Auf einen Menschen zu treffen, der dich sieht und dir genau zuhört, wenn du ihm von deinem Traum erzählst und ihn von da an einfach mit dir plan- und zeitlos zusammen weiter träumt, ganz egal, ob und wann er sich erfüllen wird.

Kommentar verfassen