Unbeschwertheit

Manchmal spüren wir diese unbeschwerten Momente im Leben tatsächlich noch. Sie fühlen sich so leicht und voller Zufriedenheit an. Wir wollen diese Augenblicke festhalten, klammern an deren Schwerelosigkeit. Bloß nicht loslassen!

Ich sitze gerade jetzt in so einem Moment. Nichts ist da von den vielen Gedanken, Sorgen, Zweifeln, Fragen und mir selbstgegebenen Antworten. Hinter mir die Düne, vor mir das Meer, über mir das Himmelsblau geschmückt mit weißen Tupfern und neben mir ein Mensch, dieser eine für mich ganz besondere Mensch, unter all den vielen, die wie Ameisen hier herum wuseln.

Wenn ich die Augen schließe, spüre ich den Wind, der sanft den Sand auf meine Haut pustet und die Sonne, welche mich dazu vorsichtig streichelt. Ich höre das Wasser leichte Wellen schlagen und sauge mit jedem Atemzug den Menschen neben mir ein, der mit mir gemeinsam nachts den grellen Lampion am Himmel bestaunt.

Natürlich möchte ich diese Szene nicht mehr verlassen. Hier bleiben, atmen, das übrige Leben einfach ohne mich weiterleben lassen. Es braucht mich dazu schließlich nicht.

Aber was wäre, wenn diese Unbeschwertheit für immer bliebe? Was, wenn dieser Moment sich nie wieder verändern würde?

Vielleicht würde mein Leben seine Spannung und überwältigenden Überraschungen, seine Herausforderungen sowie ich meine ungeheure tägliche Neugier und der Moment seinen stillen Zauber irgendwann verlieren. Worauf freue ich mich dann noch? Jeden Tag nur noch auf die Wiederholung dieses einen Augenblicks?

Ja, das Leben erdrückt uns manchmal mit seiner Schwere, Traurigkeit, Einsamkeit und Verzweiflung. Auch mich, ganz versteckt in den vielen anderen Momenten. Nur nicht in diesem, der mich gerade trägt. Aber, nur weil es sich jetzt so gut und frei vom Rest des Lebens anfühlt, kann und möchte ich nichts davon festhalten, weder die Sonne im Gesicht, den lauen Wind im Haar, das Meer an meinen Waden, den Sand, der am Abend an den Füßen zurückbleibt noch den Menschen, der so nah bei mir ist.

Wenn beide Hände krampfhaft diesen Moment festhalten wollten, wären die Arme nicht mehr frei, um neue wundervolle Augenblicke zu empfangen und zu umarmen. Und wer weiß denn schon, was diese noch für mich bereithalten?!

Ich bin ziemlich zuversichtlich, dass Schwere und Unbeschwertheit sich in meinem Leben weiterhin die Waage halten werden und bis dahin lass ich genau diesen Moment, die Liebe zu ihm, dort, wo er ist…

… unbeschwert im Herzen frei tanzen, bis ich mich im nächsten verliere.

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