Spiegelbilder

Ich hatte dich nicht gebeten, in mein Leben zu treten. Erst recht war ich nicht auf dich vorbereitet. Du bist einfach herein geplatzt, brachtest mich durcheinander und zu allem Übel hattest du auch noch etwas mitgebracht… eine Menge Spiegel.

Ungefragt hieltest du sie mir vor, einen nach dem anderen. Zuerst zeigtest du mir den Spiegel der Liebe. So viel Liebe, dass ich betrunken davon wurde. Ich sah, dass ich Liebe bin, dass ich lieben darf und sogar, dass ich geliebt werden kann.

Als du der Meinung warst, dass ich diese Lektion verstanden habe, folgten all die anderen Spiegelbilder. Ich erkannte verloren geglaubte Stärke, Mut, Entschlossenheit, aber auch Verletzbarkeit, Stille und endlich auch mal Schweigen. Da ist so viel, von dem ich nicht mehr wusste, dass es zu mir gehört… und alles das resultierend aus deinem ersten Spiegel.

Ich weiß nicht, ob es gut für mich ist, ob du gut für mich bist. Aber alles, was du mir zeigst, bin ich. Es ist faszinierend und verwirrend zugleich, sich so wieder zu erkennen.

Und jedes Mal, wenn ich komplett durcheinander in einen deiner Spiegel schaue, dich und mich frage, ob es… ob ich… so richtig bin, nickst du, ohne Worte. Du hältst nur die Spiegel, mit denen du sagst, ich bin okay, so wie ich bin, vollkommen egal, was andere behaupten.

Aber sieh her! Auch ich halte seit Beginn unserer Begegnung einen Spiegel. Ich möchte, dass du genauso hinschaust. Ja, ich zeige dir dich. Selbst, wenn du dich ebenso dagegen wehrst, wie ich mich gegen deine Spiegel. Erkennst du, was ich erkenne? Dreh dich nicht ständig weg, sondern sieh endlich, was ich sehe.

Und ich verspreche dir, dass ich diesen Spiegel jedes mal, wenn er beschlägt, wieder putzen werde, damit er für dich klar bleibt, selbst, wenn das Leben mal eine Weile nicht klar ist.

Wie lange wir dieses Spiegelbild – Spiel spielen werden, weiß ich nicht. Vielleicht solange, bis wir verstanden haben, wozu das Leben uns unsere Begegnung geschenkt hat, bis wir uns nicht mehr gegenseitig spiegeln müssen.

Aber bis dahin halte ich für dich nur einen einzigen Spiegel… nur den ersten. Denn mehr habe ich nicht.

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