Schlaf dich mit mir weg

Als ich schlief, spürte ich wohlige Wärme und Geborgenheit.

Als ich schlief, träumte ich vom Himmel, dem Meer und dem unendlichen Horizont.

Als ich schlief, war ich so unglaublich frei und ungezwungen.

Als ich schlief, trugen mich Wellen sanft schaukelnd neugierig ins Ungewisse.

Als ich schlief, atmete ich staunend die Leichtigkeit des Lebens.

Als ich schlief, streichelte Stille liebevoll meinen Körper.

Als ich schlief, war alles möglich und nichts da, was Angst machte.

Als ich schlief, fiel warmer leichter Regen auf mein Gesicht und spülte alles Unwichtige fort.

Als ich schlief, spürte ich mein Herz schlagen und meine Seele albern tanzen.

Als ich schlief, lachte meine Liebe und Lebensfreude schlug Purzelbäume.

Als ich aufwachte, begann ich zu frieren, weil mir grausige Kälte entgegenschlug.

Als ich aufwachte, blieb keine Zeit mehr, um vom Himmel und dem Meer zu träumen.

Als ich aufwachte, wurde ich verplant, bestimmt und dirigiert.

Als ich aufwachte, musste ich kontrollieren, um nicht selbst kontrolliert zu werden.

Als ich aufwachte, atmete ich Trübsinn, Verbitterung und Ernsthaftigkeit, die mich fast ersticken ließen.

Als ich aufwachte, war es so laut, dass der Klang des Lebens nicht mehr hörbar war.

Als ich aufwachte, wurden mir Grenzen gesetzt, mit Angst eingezäunt.

Als ich aufwachte, wehte mich eisiger Sturm von meinem eigenen Weg.

Als ich aufwachte, versteckte sich mein Herz vor mir und meine Seele suchte weinend danach.

Als ich aufwachte, erstarrte mein Lachen und ich vermisste die Liebe.

Nun bin ich also wach und dabei doch so müde. Ich finde meine Decke nicht mehr, die mich schützt und versteckt.

Ich möchte aus der Kälte zurück ins Feuer, aus der Gleichgültigkeit in das aufregend Unvorhersehbare. Ich versuche aus dem überfüllten Saal zu fliehen, in dem jedes unnötige Geplapper tausendfach so schrecklich laut widerhallt. Ich möchte wieder gehen, ohne aufgehalten zu werden. Mein Herz soll wieder so laut schlagen, dass es gehört wird, dort wo auch meine Seele sich lächelnd ohne Zögern anlehnen kann.

Komm, gib mir einen Zipfel von deiner Decke, halt mich ein wenig fest, damit ich nicht friere und dann schlaf mit mir, schlaf dich mit mir weg…

… nur für diesen Moment, für diesen Traum, bis das Leben uns für das nächste Kapitel wieder wachrüttelt.

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