Vor zwei Jahren habe ich sie erlebt, meine eigene kleine (Vor-) Weihnachtsgeschichte. Eine Geschichte außerhalb irgendwelcher Bücher oder Märchen.
Da gab es einen Menschen in meinem Leben, den ich unheimlich gerne mochte und am 4. Dezember überkam mich die Idee, diesen Mann zum Nikolaus zu überraschen. Und er sollte so richtig krass überrascht sein.
Problem an meiner Idee war, dass er die ganze Woche mit dem Lkw unterwegs war, irgendwo die Nächte kilometerweit auf Autobahnen verbrachte und ich keine Möglichkeit hatte, zu ihm zu kommen. Alles was ich wusste war, dass er tagsüber an unterschiedlichen Orten mit seinem Lkw stand, um zu schlafen, manchmal auch auf einem bestimmten Autohof. Meine Ideen sind oftmals schon ziemlich verrückt und nicht korrekt durchdacht, so dass schon mancher die Augen verdreht und sich an den Kopf gefasst hat. Aber ich wollte diesem Menschen nunmal genau an dem Tag zeigen, dass ich an ihn denke, dass der Nikolaus an ihn denkt. Also war wieder eine dieser verrückten Ideen geboren.
Kurzerhand beauftragte ich das World Wide Web, ein kleines Adventsgesteck mit LED-Kerze (schließlich sollte er ja nicht seinen Lkw abfackeln.) an diesen Autohof zu liefern. Nachdem die Bestellung abgeschlossen war, tat sich mir die Frage auf, woher die Mitarbeiter dort wohl wissen sollten, für wen das Geschenk gedacht ist. Also wurde schnell die Fax-Nummer bei Mr. Google erfragt und das entsprechende Fax vorbereitet. Darin kündigte ich das Päckchen an und erklärte, für wen es gedacht war. Ich fügte noch eine kurze Beschreibung und ein Foto des Mannes dazu und bat das Team dort, ihn zu finden und ihm sein Nikolausgeschenk zu übergeben.
Als das Fax dann abgeschickt war, schüttelte ich über mich selber den Kopf und dachte mir, wie komplett irre es ist, zu glauben, dass irgendjemand sich darum kümmert, unter Hunderten von Menschen, die das Restaurant dieses Autohofes täglich passieren, meinen mir wichtigen Menschen zu finden. Ich wusste ja nicht einmal, ob mein Lkw-Fahrer an diesem Tag überhaupt dort sein würde. Gar nichts wusste ich. Aber rückgängig machen konnte ich diesen Blödsinn nun nicht mehr, sondern nur noch abwarten und vertrauen. Vielleicht würde mein Geschenk nie ankommen, aber einen Versuch war es allemal wert.
Am Nikolaus-Abend bekam ich dann dieses Foto geschickt. Ein leuchtendes Adventsgesteck im dunklen Lkw. Die Mitarbeiter des Autohofes hatten es wirklich vollbracht!
Vielleicht erscheint diese Geschichte nicht jedem besonders großartig. Aber sie war und bleibt es für mich.
Mein Herz wollte einem bestimmten Menschen ein wenig Freude, Liebe, Lachen und Spaß in seinen Lkw bringen, egal an welchem Ort er gerade war. Menschen, die ich nicht kannte und deren Aufgabe es nicht war, meine Ideen umzusetzen, haben alles getan, um mir zu helfen, ohne dass sie selber einen Vorteil davon hatten. An der Stimme meines Lkw-Fahrers am Telefon erkannte ich, dass die Überraschung gelungen war und er sich wirklich freute. Die Kerze verschwand nicht lieblos im Auflieger. Sie bekam ihren Platz im Cockpit.
Weißt du, man muss keine großen teuren Geschenke wochenlang in Einkaufscentern suchen. Man muss nicht nur auf Feiertage warten, um Menschen zu überraschen. Schenke immer dann, wenn du es für richtig und wichtig hälst. Verschenke deinen Humor, dein Herz, deine Idee. Ja, verschenke dich. Steck einfach all deine Liebe in dieses Geschenk. Und wenn du das ehrlich und offen, ohne eigene Erwartungen tust, werden manchmal andere Menschen erkennen, wie wichtig dir etwas ist und sie können, wie in meiner Geschichte, zu Verbündeten, zu deinen persönlichen Helden werden. Dann kann sogar geschehen, was niemand, vielleicht auch du selber nicht, für möglich gehalten hat.
Sei mutig und trau dich, für dir wichtige Menschen Dinge zu tun, die vor dir wahrscheinlich so noch niemand getan hat. Damit schaffst du unvergessliche Augenblicke, schenkst Lachen und Freude sowie ein wenig Herzenswärme.
Diese kleinen Momente sind unbezahlbar und doch so wertvoll für dich, den Beschenkten und eventuell die anderen Beteiligten. Denn in meinem Fall haben nun sicherlich auch die Mitarbeiter des Autohofes eine weitere Anekdote aus ihrem Job zu erzählen, eine kleine reale Weihnachtsgeschichte, die vielleicht auch sie in ihrem Alltag ein wenig zum Schmunzeln und Grinsen gebracht hat…
… genauso wie mich und den Fahrer des Lkws, der in dieser Nacht mit einer Kerze hinter der Frontscheibe über die Autobahn fuhr.