Ich bleibe und ich gehe

Ich bleibe bei dir, um dein Lachen mit meinem zusammen noch schriller klingen zu lassen. Ich bleibe, um mit dir in deinen Tränen zu baden. Ich bleibe, um dich in deiner Freude und deinem Übermut zu begleiten. Ich bleibe, um deine Ideen und Träume mitzutragen. Ich bleibe, um dir am Ausgang des Labyrinths zu winken, falls du dich verlaufen hast. Ich bleibe, um deine Ängste ernst zu nehmen. Ich bleibe, wenn du dich selbst im Spiegel nicht mehr erkennst, um dir zu zeigen, wie schön du bist. Ich bleibe, wenn du die Welt aus den Angel heben möchtest, damit sie für dich allein nicht zu schwer wird. Ich bleibe, wenn sie Steine nach dir und somit auch nach mir werfen, damit sie dich nicht erschlagen. Ich bleibe auch, wenn du mich belügst, damit du durch mich wieder Ehrlichkeit erfährst. Ich bleibe, wenn du hilflos und wütend um dich schlägst, damit ich dir ein Pflaster reichen kann, falls du dich dabei selbst verletzt. Ich bleibe auch dann noch weinend hier stehen, wenn du dich wegdrehst und gehst, damit du mich wiederfindest, falls du dich erinnerst und noch einmal umschaust. Ich bleibe, damit in aller Unbeständigkeit des Lebens jemand für dich beständig bleibt. Ich bleibe dann, wenn dir nichts mehr bleibt.

Ich bleibe, um dich zu lieben.

Aber weißt du, vielleicht muss ich doch irgendwann gehen. Ich gehe dann, wenn ich dich nicht mehr erreichen und berühren kann. Ich gehe, wenn du mich nicht mehr erkennst, weil deine Augen ständig woanders etwas suchen. Ich gehe, wenn sich Tiefe und Vertrauen in Oberflächlichkeiten verlieren. Ich gehe, wenn ich dich nicht mehr spüren kann, wenn ich neben dir friere. Ich gehe, wenn ich in meiner Liebe verbrenne. Ich gehe, wenn du mit meinem Herzen und meiner Seele gleichgültig spielst, weil mein Bleiben für dich zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Ich gehe dann, wenn du nicht damit rechnest.

Nein, ich verschwinde nicht mit Paukenschlag und Fanfarenzug. Ich werde keine Dramen kreieren. Ich gehe leise, werde mich still von dir entfernen. Selbst, wenn du mich noch sehen kannst, bin ich womöglich schon weit weg.

Aber vielleicht will ich gar nicht gehen, sondern laufe einfach nur vor meinem eigenen Gefühl und meinen Gedanken davon. Bitte schau nach mir, sieh noch einmal hin. Lass nicht zu, dass ich gehen muss, damit etwas bleibt,…

… dass ich gehen muss, um dich zu lieben.

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