Dieses verdammte Alleinsein

Da stehst du nun und schaust mich mit leerem Blick an. Ich weiß, dass du traurig bist. Es sind diese Tage, an denen sie da draußen von Liebe und Besinnlichkeit reden und du fragst dich, ob sie, die dann alle zusammen sitzen, sich wirklich so lieb haben und sich auf ihre Familien und Freunde besinnen.

Du hast jedem, der dich gefragt hat, gesagt, dass es dir nichts ausmacht alleine zu sein. Du hast gelacht, wie du es immer tust, als du ihnen geantwortet hast, dass du nichts vermissen wirst. Aber ich weiß, dass du gelogen hast. Du fürchtest dich vor diesen Tagen.

Ja, du wirst die Nachmittage mit Menschen verbringen, die dich lieben und die auch du liebst. Du wirst schöne Stunden verleben. Aber ich kenne deine Angst vor den Abenden, wenn du alleine nach Hause kommst und niemand da sein wird. Keiner wird mit dir bei Kerzenlicht auf dem Sofa lümmeln, mit einem Glas Rotwein kitschige Filme gucken und einfach nur nah bei dir sein. Es wird auch niemand am Weihnachtsmorgen mit dir im Bett frühstücken und einfach mal die Zeit vergessen.

Weinst du etwa? Sehe ich da eine Träne über dein Gesicht rinnen? Warum? Glaube mir, es werden sich an diesen Tagen Viele auch allein unter Menschen fühlen. Da werden hinter diesen leuchtenden Fenstern eine Menge Erwartungen enttäuscht und es wird Liebe geheuchelt, wo Gleichgültigkeit herrscht. Wie viele werden wohl den Wert ihrer Geschenke nur in Geld messen, werden zusammensitzen und oberflächliche Gespräche führen, weil sie sich sonst das Jahr über auch nichts zu sagen haben?

Vermisst du sowas etwa? Nein, denn dir passt keine dieser Masken. Du willst Ehrlichkeit und echte Wärme, willst nicht frieren in kalter Gesellschaft. Du lebst schließlich in ständiger Liebe zu diesem Leben und mit deinem ganzen Herzen für jene, die zu deinem Leben gehören, du meinst wirklich, was du sagst und du tust, was du fühlst… Immer und nicht nur an diesen Tagen.

Ja, weine, wenn du dich alleine fühlst, weine, wenn du traurig bist, denn das gehört zu dir. Aber weißt du… Von Tränen verwischte Wimperntusche steht dir nicht besonders gut, deshalb wisch dir danach dein Gesicht trocken und dann lümmel dich auf dein Sofa, schau einen kitschigen Film oder lies eines deiner neuen Bücher. Koche dir einen Kakao und kuschel dich unter deine Decke. Du schaffst das schon, denn stark genug bist du.

Und auch ich schalte nun das Licht aus und lasse dich allein zurück…

… dich, meinen Spiegel im Badezimmer.

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